Introvertierter Partner und extravertierter Partner
Wie ergänzen sie sich in einer Paarbeziehung?
Der Psychologe C. G. Jung hat die zwei gegensätzlichen Persönlichkeitsmerkmale introvertierte und extravertierte Menschen in die Persönlichkeitspsychologie eingeführt.
Es gibt viele verschiedene Arten von Menschen, angefangen von introvertierten bis hin zu extravertierten. Zwischen diesen beiden Begriffen liegen noch ganz viele Abstufungen. Es ist sehr schwierig Personen in eine Kategorie zu stecken, da der eine mehr introvertiert ist als der andere und trotzdem spricht man bei beiden Menschen von introvertiert.
Um mich in diesem Artikel nicht immer so umständlich ausdrücken zu müssen, werde ich die Begriffe introvertiert und extravertiert verwenden, auch wenn die Beschreibung des Persönlichkeitsmerkmals in manchen Fällen nur tendenziell auftritt.
Ich werde Ihnen zuerst eine Definition der beiden Begriffe an Hand von Eigenschaften, Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmalen geben.
Introvertiert, wie auch extravertiert sind Begriffe, die an Hand von Eigenschaften Persönlichkeitsmerkmale beschreiben. Bei beiden Begriffen handelt es sich um eine Persönlichkeitsbeschreibung und nicht um die Beschreibung einer Krankheit. Diese Persönlichkeitsmerkmale treten bei manchen Menschen situativ auf, andere Personen haben diese Eigenschaften tendenziell.
Definition Introversion:
aus der lateinischen Sprache intra – innerhalb und vertere – wenden, die psychische Energie wird nach innen gerichtet
Circa ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung sind introvertiert. Was zeichnet diese Menschen aus?
Introvertierte Personen sind zurückhaltend, schweigsam, ruhig, passiv, schüchtern und reserviert. Sie ziehen sich gerne zurück, hören lieber zu und vermitteln durch Mimik und Gestik das Bild des stillen, konzentrierten Denkers. Sie wirken eher zugeknöpft und richten ihre psychische Energie nach innen. Ihr Gehirn ist von Außeneinflüssen schnell überreizt, weshalb sie große Menschenansammlungen meiden. Sie suchen ihre sozialen Kontakte eher in kleinen Gruppen.
Definition Extraversion:
Aus der lateinischen Sprache extra – außerhalb, vertere – wenden, die psychische Energie wird nach außen gewendet
Die andere Hälfte der Bevölkerung ist extravertiert. Was zeichnet diese Menschen aus?
Extravertierte Menschen sind kontaktfreudig, gesellig, gesprächig, aktiv, und enthusiastisch. Ihre Mimik und Gestik ist ausdrucksstark. Sie haben einen starken Willen zum Handeln und Gestalten. Extravertierte treten bestimmt und energisch auf. Sie haben einen erkennbaren Ehrgeiz und neigen zur Selbstdarstellung. Sie haben ihre Antennen ausgefahren, um möglichst schnell Kontakt zum Umfeld aufzunehmen.
Nach meiner kurzen Charakteristik der Introvertierten/Extravertierten, möchte ich noch hinzufügen, dass es neben der introvertierten/extravertierten Grunddisposition der Einzelnen auch ein situationsabhängiges Auftreten gibt. Gerade bei Menschen, die sich nicht überwiegend in einer der beiden Extreme bewegen, ist der situative Faktor recht hoch und wird noch zusätzlich durch unsere Tagesform bestimmt.
Fühlen Sie sich selbstsicher und kompetent, weil Sie kürzlich ein Erfolgserlebnis hatten, werden Sie tendenziell extravertiert auftreten. Befinden Sie sich momentan in einer von Selbstzweifeln dominierten Stimmung, werden Sie eher introvertiert auftreten.
Ein gutes Motto für Momente, in denen Sie sich gerade nicht so topfit fühlen ist: „Lach das Leben an, vielleicht lacht es zurück.“ So gestärkt, können Sie auch aus dieser Situation das Beste machen.
Ergänzen sich Paare, bei denen ein Partner introvertiert und der andere extravertiert ist?
Eine weitverbreitete Meinung ist, je ähnlicher sich die Partner sind, umso besser verstehen sie sich als Paar. Diese Behauptung kann ich nicht bestätigen. In meiner Praxis für Eheberatung und Paartherapie habe ich andere Erfahrungen gemacht.
Sind zwei introvertierte Partner zusammen, kapseln sie sich oft von ihrem Umfeld ab. Sie sind als Paar sehr isoliert, da sie sich nur aufeinander konzentrieren. Sie erleben nicht viel, da beiden der Antrieb fehlt etwas zu unternehmen. Ihnen geht oft der Gesprächsstoff aus, da sie wenig Input von außen haben.
Die positiven Aspekte dieser Paarkombination sind, dass sie gerne gemeinsam die Stille genießen und sich beide gerne dem Lesen widmen. Sie haben keine Probleme ihren Urlaub zu planen. Beide Partner bevorzugen einen ruhigen Ort. Sie lassen sich Zeit bei der Urlaubsplanung, da beide nicht gerne Entscheidungen treffen. Haben sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen, überschlafen sie diese erst noch, bevor sie ihre Entscheidung in die Tat umsetzen.
Ist eine schnelle, energische Entscheidung fällig, gerät das Paar leicht in Schwierigkeiten. Beide Partner wollen diese Situation vermeiden und sich ihr entziehen. Das Paar kann sich nicht gegenseitig unterstützen.
Sind beide Partner extravertiert, erleben sie gemeinsam viele Höhepunkte in ihrer Partnerschaft. Ihre Freundeskreise ergänzen sich gut, da sie beide für neue Freunde und Bekanntschaften offen sind.
Macht einer der Partner den Vorschlag über ein verlängertes Wochenende zu verreisen, geht der andere Partner sofort darauf ein. Beide freuen sich auf den bevorstehenden Urlaub.
Diese Beziehung empfinden Sie als toll und interessant. Sie schauen sehnsüchtig zu dem Aktivpaar und beneiden Sie, da Sie in ihrer Beziehung nicht ständig so ausgefallene Unternehmungen machen. Halten sie jetzt kurz inne und überlegen Sie sich, ob Menschen wirklich ständig auf 150 bis 200 Prozent funktionieren können und sich dabei auch noch wohlfühlen. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das in Stress ausartet. Diesem Aktivpaar fehlen einfach zwischen durch Ruhepausen zum Regenerieren. Um sich physisch und psychisch wohlfühlen zu können braucht jeder Mensch Ruhepausen.
Auch extravertierte Paare brauchen Ruhepausen, ansonsten sind sie überreizt und reagieren dadurch gereizt. Geraten 2 gestresste Hitzköpfe aneinander, entstehen auf einmal große Konflikte.
Bei den „Mixed Couples“, das heißt ein introvertierter und ein extravertierter Partner, klappt das gegenseitige Ergänzen wirklich gut. Gemeinsam sind sie nämlich richtig stark.
Jeder der beiden Partner hat seine Stärken, allerdings auf unterschiedlichen Gebieten, durch die unterschiedlichen Verhaltensweisen und ihre verschiedenen Vorgehensweisen. Genau diese Stärken machen das Paar zu einem guten Doppel. Was der eine Partner nicht kann oder nicht gerne macht, da hat der andere Partner seine Stärken und unterstützt seinen Partner gerne. Genau diese Kombination macht das Paar unschlagbar.
Natürlich heißt das nicht, dass ihre Beziehung immer problemlos und glücklich ist, aber diese Paarkombination findet gemeinsam gute, einvernehmliche Lösungen.
Der extravertierte Partner motiviert und inspiriert den Introvertierten. Der introvertierte Partner sorgt für Ruhepausen und Entspannung. Sie finden ein gutes Gleichgewicht für ihre Beziehung. Sie unternehmen gerne zusammen interessante Aktivitäten. Sie geben sich aber auch die Möglichkeit alleine Dinge zu unternehmen. So kann der Introvertierte sich zurückziehen, sich erholen und relaxen. Der extravertierte Partner kann sich einen Kick erfüllen, indem er etwas Waghalsiges unternimmt, was er schon lange machen wollte. Später kann sich das Paar über den Tag, den jeder Partner nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen gestaltet hat, austauschen. Sie können sich dann gemeinsam über den gelungenen Tag beider Partner freuen.
Die Urlaubsplanung gestalten sie ähnlich. Sie fahren abwechslungsweise in stillere, ruhige oder belebte Regionen. Sie gehen im Urlaub auf ihre gegenseitigen Bedürfnisse und Wünsche ein.
Sie begeistern sich auch immer wieder gegenseitig, da jeder Partner seine individuellen Stärken hat, die den anderen Partner faszinieren. Trotz oder besser ausgedrückt, gerade wegen dieser unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen kommen diese Paare immer wieder ins Gleichgewicht und freuen sich über ihre gute Paarbeziehung.
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Mein Name ist Terry Ann Larsen. Ich bin Diplom Sozialarbeiterin (FH) und Familientherapeutin (IGST)
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