Diese Themen haben das Paar Frau K. und Herr L. bei der letzten Paartherapie mit mir für die heutige Therapiesitzung vereinbart. Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich was das Thema mit Paartherapie zu tun hat. Da beide Partner Lehrer sind, geht es bei diesem Paar auch darum, wie Sie sich gegenseitig unterstützen können ihr authentisches Verhalten umzusetzen und trotz des gleichen Studiums ihren eigenen Arbeitsstil zu verwirklichen.

Das Paar begrüßt mich lachend. Herr L. sagt: „Seit den letzten Paartherapiesitzungen freuen wir uns richtig auf die Therapie bei Ihnen.“

Frau K. erklärt: „Wir können, die in der Paartherapie erarbeiteten Lösungen, gut in unseren Alltag integrieren und fühlen uns in unserer Beziehung richtig entspannt und zufrieden.“

Ich freue mich über das positive Feedback und antworte dem Paar: „Ich arbeite auch sehr gerne mit Ihnen. Mit Ihnen kann ich so richtig schön in die Tiefe der Themen gehen. Gute Gespräche, die wir mit einer für Sie passenden Lösung beenden, machen auch mir Freude.“

Nach diesem erfreulichen Einstieg in die Paartherapie, beginnen wir unser Thema: „Wie authentisch können Sie sich bei Kollegen verhalten?“ mit viel Elan.

„Kollegen sind in vielen Firmen, Betrieben und Institutionen ein unerschöpfliches Gesprächsthema, besonders, wenn die betreffenden Kollegen nicht anwesend sind. Dieses Verhalten, das umgangssprachlich einfach als Tratsch betitelt wird, ist nicht förderlich für eine gute Zusammenarbeit. Um eine gute Zusammenarbeit unter den Kollegen zu ermöglichen, ist ein persönliches Gespräch mit dem betreffenden Kollegen sinnvoller. Zusätzlich können Sie in diesem Gespräch auch eventuell entstandene Missverständnisse klären.

Jetzt sind wir direkt beim Thema, wie authentisch können Sie sich bei Kollegen verhalten?“ Diese Frage stelle ich dem Paar.

Herr L. erwidert: „Je besser mein Verhältnis zu dem Kollegen ist, umso authentischer kann ich mich ihm gegenüber geben.“

Frau K. stimmt Herrn l. zu: „Das ist bei mir auch so. Dies trifft aber nicht nur auf Kollegen zu. Wir haben das sogar in unserer Beziehung bemerkt. Je besser wir uns verstehen, um so offener und authentischer können wir uns verhalten.“

Herr L. ergänzt: „Ja, das stimmt. Seit wir richtig offen und verständnisvoll aufeinander eingehen, haben wir weder Missverständnisse, noch unnötige, kleinkarierte Streitereien.“

Frau K. erwidert: „Unsere Wortwahl und unser Tonfall haben sich auch verändert. Wir können jetzt verständnisvoll und gefühlvoll aufeinander eingehen. Das hat sich in unserer Beziehung wirklich zum Guten verändert.“

Ich schalte mich wieder in das Gespräch ein: „Sie haben, die hier in der Paartherapie erarbeiteten Lösungen, gut in ihren Alltag übernommen. Zudem haben Sie beide erkannt, dass Ihnen ihre Beziehung zueinander wichtig ist. Je selbstbewusster Sie beide sind, umso leichter können Sie nett, freundlich, verständnisvoll und gefühlvoll aufeinander eingehen.“

Das Paar stimmt mir zu. Nach unserem kurzen Ausflug in die Beziehung des Paares, kommen wir zurück auf unser Ursprungsthema.

Frau K. sagt: „Okay, jetzt beginne ich mit dem Thema zu meinem authentischem Verhalten bei Kollegen. An der Schule, an der ich unterrichte, gibt es ein paar Kollegen, die sehr streng sind und richtig Druck auf die Schüler ausüben. Ich dagegen gehe sehr einfühlsam mit meinen Schülern um. Ich erkläre meinen Schülern viel, damit sie den Sinn der Regeln begreifen können. Ich stehe wirklich hinter meinem Arbeitsstil.“

Ich frage Frau K.: „Wie gehen Sie mit den Kollegen um, die mit Druck arbeiten?“

„Ich hatte mit einem Kollegen, der kurz vor seiner Pensionierung steht und unheimlich viel Druck auf seine Schüler ausübt, ein ganz blödes Erlebnis. Er wollte mich quasi in die Gegebenheiten dieser Schule einführen und mir seinen Arbeitsstil aufdrücken. Ich konnte mich relativ gut von ihm abgrenzen.

Nach kurzer Zeit habe ich mitbekommen, dass dieser Lehrer einen schlechten Stand im Kollegium hat. Er wollte mich einfach auf seine Seite ziehen. Diese Erkenntnis hat mich in meiner Meinung bestärkt, dass ich mich von diesem Kollegen weiterhin abgrenzen muss. Ich habe ihm meinen Arbeitsstil recht ausführlich erklärt und mich dann abgegrenzt.

Ich bin froh, dass ich so selbstbewusst gehandelt habe. Irgendwie hat mir mein Verhalten gegenüber diesem Kollegen zu einem guten Draht zum gesamten Kollegium verholfen. Die anderen Kollegen haben mir mein Verhalten hoch angerechnet und mich herzlich in ihren Kreis aufgenommen. Sie haben mir nach und nach ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit diesem Kollegen berichtet. Es ist unter den Kollegen bekannt, dass Mr. Druck mit jeder neuen Lehrkraft dieses Spielchen treibt. Salopp ausgedrückt, habe ich durch mein Verhalten gegenüber Mr. Druck einen guten Draht zu den anderen Kollegen erhalten.“

Ich gebe Frau K. für ihr Verhalten ein positives Feedback: „In dieser Situation haben Sie sehr souverän und selbstbewusst gehandelt. In ihrer Referendarzeit, sich bei einem berufserfahrenen Kollegen gekonnt durch einleuchtende, überzeugende Argumente zu behaupten, zeugt von einem sehr guten Selbstwertgefühl.“

Frau K. freut sich über mein Lob; „Danke, das tut mir richtig gut von einer außenstehenden Fachkraft Anerkennung für mein Verhalten zu bekommen. Bisher haben sich nur die Kollegen positiv dazu geäußert und die gehören zu unserem Schulsystem.“

Herr l. sagt: „Auch ich habe dir gesagt, dass du dich in dieser Situation sehr selbstbewusst und gut verhalten hast.“

Frau K. antwortet ihrem Partner: „Das hat mich auch sehr gefreut. Unsere Paartherapeutin hat mit dem System an der Schule überhaupt nichts zu tun. Sie hat wirklich den Blick von außen, deshalb freue ich mich über dieses Lob ganz besonders.“

Ich schalte mich kurz in das Gespräch ein: „Ich kenne niemanden von der Schule und bin deswegen eine außerhalb des Systems stehende Person. Sie kennen einige Kollegen und waren auch schon bei Feierlichkeiten dabei. Sie sind durch ihre Partnerin und einige Kollegen ihrer Partnerin mit der Schule verbunden. Sie können die Gegebenheiten an der Schule gut einschätzen. Ihre Partnerin ist im Schulsystem, Sie sind ein Paar und ich gebe den Blick von außen. Durch diese Konstellation erhalten wir einen Blick aus verschiedenen Perspektiven und Lösungsvorschläge aus verschiedenen Perspektiven. Aus diesen verschiedenen Lösungsvorschlägen erarbeiten wir die für Sie passende, individuelle Lösung.“

Frau K. fährt fort: „Die Story geht noch weiter. Dieses Erlebnis hat mir auch bei meinen Schülern Anerkennung gebracht. Sie wissen sicherlich, dass sich in Schulen solche „Ereignisse“ schnell verbreiten.

Einige Schüler haben unser Gespräch mitbekommen und in ganz kurzer Zeit war die gesamte Schule darüber informiert. Ein paar der älteren Schüler haben mir Anerkennung und Respekt ausgesprochen. Ein Schüler sagte z.B. zu mir: „Respekt, wie Sie diesen verbitterten Kollegen in den Senkel gestellt haben.“

Ich war überrascht, stolz, erfreut und unsicher zugleich. Ich hatte diese Gefühle alle gleichzeitig. Intuitiv wusste ich, dass ich mich über diese Anerkennung nicht offiziell freuen darf. Also habe ich, statt meinem Gefühl entsprechend, nicht das lockere Danke gesagt, sondern nur erstaunt gefragt, woher er dies wisse.

So habe ich mich ganz diplomatisch aus der Affäre gezogen. Zum Glück hat auch gerade in diesem Moment der Ton zum Ende der Pause eingesetzt. Ich konnte mich nach der Antwort des Schülers, dass sich solche Ereignisse wie ein Lauffeuer an der Schule verbreiten, in Bewegung setzen und lächelnd zu meinem Klassenzimmer laufen.“

Ich sage zu Frau K. gewandt: „Auch bei schönen Momenten in ihrem Schulalltag, wie z.B. in ihrer Schilderung, dass Sie von Schülern Anerkennung ausgesprochen bekommen, erfordert die passende Antwort viel Geschick.

Sie haben sich für eine berechtigte Frage entschieden, was in diesem Moment auch völlig okay war.

 Am besten ist es, wenn Sie ihre diplomatische Antwort mit ihrem authentischen Verhalten verbinden können. So können Sie gut dokumentieren, dass Sie zu sich und hinter ihrem Arbeitsstil stehen. Dieses Verhalten gelingt nur durch eine Kombination aus viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl.

Für Sie als Person ist es wichtig, dass Sie sich in ihrem Berufsleben authentisch verhalten können und sich nicht ständig verbiegen müssen.

Wie Sie in solchen Situationen genauso souverän reagieren können, wie bei ihrem Kollegen, möchte ich in der nächsten Sitzung mit Ihnen erarbeiten.“

Thema der nächsten Paartherapie:

„Authentisches Verhalten oder diplomatische Vorgehensweise?

Wie entscheiden Sie sich vor der nächsten Paartherapie und wie nach der nächsten Therapiesitzung?“

Das Paar ist mit meinem Vorschlag einverstanden. Wir vereinbaren einen neuen Termin zur Paartherapie.

Kapitel 5

Kapitel 6

Wie sich eine Familientherapie auch positiv auf ihre Paarbeziehung auswirkt

Nach Absprache mit der ganzen Familie angestaute Themen mit dem Paar in der Paartherapie lösen

Kapitel 7

Kapitel 8

Durch Paartherapie oder Familientherapie ihre eigene Identität im Beruf finden trotz des gleichen Studiums

Wie Sie ihr Berufsleben authentisch gestalten, gleichzeitig eine gute Beziehung und ein glückliches Familienleben führen

Kapitel 9

Paartherapie unterstützt Sie mit einem guten Selbstwertgefühl authentisch zu sein

Wie Paare authentisch und selbstbewusst aufeinander eingehen können

Kapitel 10

So können Sie mit Paartherapie ihr Selbstbewusstsein zum authentischen Verhalten optimieren

Wie Sie gegenseitig ihr Selbstbewusstsein stärken und was Sie selbst zu ihrem guten Selbstwertgefühl beitragen können

Kapitel 11

Wie authentisch können Sie sich nach dieser Paartherapiesitzung bei Kollegen verhalten?

Wieviel Spielraum für ihr authentisches Verhalten haben Sie bei ihren Schülern?

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